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        Jahrgangskombinierte Klassen:

        Die wichtigsten Fragen und Antworten

        Was sind jahrgangskombinierte Klassen?

        Die Einrichtung jahrgangskombinierter Klassen beruht auf pädagogischen Konzepten, die - wie im Bereich des Kindergartens auch - mit altersheterogenen Lerngruppen arbeiten und die Verschiedenheit an Wissen und Erfahrung innerhalb dieser Gruppen für das Lernen fruchtbar machen.

        Die erzieherische und unterrichtliche Arbeit in den jahrgangskombinierten Klassen orientiert sich - wie die Arbeit in jahrgangsreinen Klassen - an dem für die bayerischen Grundschulen konzipierten LehrplanPLUS:


        Lernen in jahrgangsheterogenen Gruppen entspricht in mancher Hinsicht dem Lernen in nichtschulischen Bereichen wie Familie oder Freundeskreis. Neben dem Lernen am Modell spielt hier vor allem das Lernen in Helfer- bzw. Tutorensystemen, in Patenschaften und in Lerntandems eine zentrale Rolle. Diese Unterstützungsmöglichkeiten können besonders gut in offene Lernformen wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektarbeit etc. eingebracht werden.

         

        Welche rechtlichen Vorgaben gelten dafür?

        Grundlage bildet Art. 32 Abs. 2 Satz 2 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG):
        "An Grundschulen können Jahrgangsklassen gebildet oder zwei Jahrgangsstufen in einer Klasse zusammengefasst werden."

        In jedem Jahr werden Richtlinien zur Klassenbildung veröffentlicht, die weitere Informationen und Maßgaben enthalten, so z.B. den Hinweis, dass jahrgangskombinierte Klassen auch parallel zu Jahrgangsklassen errichtet werden können. In den Richtlinien des Schuljahrs 2009/10 heißt es:

        "...Das pädagogische Konzept der jahrgangskombinierten Klassen hat sich bewährt. Die jahrgangskombinierten Klassen sind gleichwertig zu den Jahrgangsklassen.
        Jahrgangskombinierten Klassen werden in der Regel bis zu 5 Unterrichtsstunden (Lehrerstunden oder Förderlehrerstunden) zusätzlich zugewiesen. Diese Stunden sind aus dem Budget des Staatlichen Schulamts zu nehmen. Die Schülerzahl soll 25 nicht überschreiten."

        Welche Erfahrungen gibt es mit jahrgangskombinierten Klassen?

        Jahrgangskombinierte Klasse gibt es seit Bestehen der Grundschule, da in ländlichen Regionen anders eine wohnortnahe Beschulung nicht gewährleistet werden konnte.

        Ende der 70er Jahre wuchs das pädagogische Interesse an dieser Form, die in städtischen Regionen nicht mehr anzutreffen war. Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung betreute deshalb von 1998/99 bis 2000/01 das Modellprojekt "Jahrgangsgemischte Eingangsklassen" in zunächst sieben Grundschulen. An diesen Schulen mussten überwiegend aus schulorganisatorischen Gründen jahrgangskombinierte Eingangsklassen gebildet werden. Ab dem Schuljahr 2000/01 schlossen sich - auf freiwilliger Basis - 17 weitere Grundschulen in Bayern dem Konzept an. Diese neuen Schulen entschieden sich zum größten Teil aus pädagogischen Gründen für jahrgangskombinierte Grundschulklassen und entwickelten unterrichtliche Möglichkeiten in jahrgangskombinierten Anfangsklassen. Der Modellversuch zeigte deutlich, dass die Jahrgangskombination eine sinnvolle pädagogische Alternative zur Jahrgangsklasse darstellt. Es wurde festgestellt, dass die Kinder ebenso viel lernten wie in jahrgangsreinen Klassen, dass sie aber im sozialen Verhalten größere Fortschritte gemacht hatten.

        Die beteiligten Schulen nennen vor allem folgende Vorteile des Unterrichtens in jahrgangskombinierten Klassen:

        • Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule erfolgt problemloser und kindgemäßer, da das den Kindern vertraute Prinzip der Altersmischung beibehalten wird.
        • Die Altersmischung ermöglicht den Kindern vielfältige Erfahrungen als "Lehrende" und "Lernende" und leistet dadurch einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit.
        • Die Schüler profitieren aufgrund der erforderlichen parallelen Planung verschiedener Lernprozesse von einem besonders differenzierten und individualisierten Unterricht.
        • Soziale Lernprozesse werden in besonderem Maße gefördert.
        • Durch das Lernen am Modell entwickeln die Schüler sowohl regelkonformes Verhalten als auch Lern- und Arbeitstechniken.
        • Die Schüler finden sich durch einen häufigeren Wechsel der Lerngruppen und Lernpartner immer wieder in neue Rollen ein und entgehen dadurch der Gefahr einer starren Rollenverteilung.
        • Durch vielfältige Möglichkeiten zur Arbeit in offenen Unterrichtsformen entwickeln die Schüler zunehmend Kompetenzen im Bereich des selbständigen Handelns.
         

        Durch die Verfügbarkeit der Lerninhalte von zwei Jahren können begabte Kinder in besonderer Weise gefördert werden. Diese Kinder können die jahrgangskombinierte Eingangsklasse in einem Jahr durchlaufen, was dem Überspringen einer Jahrgangsstufe entspricht. Entwicklungsverzögerte Kinder können drei Jahre in der jahrgangskombinierten Eingangsklasse bleiben.

        Die Erfahrungen aus dem Modellversuch lassen sich auf die Jahrgangsstufe 3 und 4 übertragen.

         

        Warum werden überhaupt jahrgangskombinierte Klassen gebildet?

        Es gibt Schulen, die das Prinzip der Jahrgangskombination aus pädagogischen Gründen so positiv werten, dass sie aus eigenem Antrieb derartige Klassen bilden. In der aktuellen Diskussion geht es jedoch verstärkt um Schulen, die sehr kleine Klassen haben und an denen das Schulamt kombinierte Klassen plant.

        Die Anzahl der Lehrerstunden, die einem Schulamt zugewiesen wird, richtet sich nach der Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Schulamtsbezirk. Aufgabe des Schulamts ist es dann, im Schulamtsbezirk für ausgewogene Klassenstärken zu sorgen.

        Vereinfacht könnte man sagen, dass deshalb jede kleine Klasse (z.B. 18 Schüler) auf der anderen Seite eine sehr große Klasse (z.B. 30 Schüler) erfordert.

        Durch die Bildung jahrgangskombinierter Klassen können auch ausgewogenere Klassenstärken im Schulamtsbezirk erreicht werden. Bei sehr kleinen Schulen kann die Schule dadurch erhalten werden.

        Die Schülerzahlen werden weiterhin stetig abnehmen. Die Kombination von Klassen kann dazu beitragen, eine Vielzahl kleiner Schulen erhalten zu können.

         

        Welche Lehrkräfte werden dafür eingesetzt?

        Für die Arbeit in kombinierten Klassen werden die Lehrkräfte mit besonderer Sorgfalt ausgewählt. In der Regel handelt es sich um erfahrene Lehrer und Lehrerinnen, die bereits mehrfach eine 1. und 2. bzw. 3. und 4. Klasse geführt haben. Außerdem werden diese Lehrkräfte durch die Regierungen intensiv auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet.

         

        Wieviele kombinierte Klassen gibt es in Bayern?

        Im Schuljahr 2015/16 wurden an den staatlichen Grundschulen insgesamt 1321 kombinierte Klassen unterrichtet. Im Vorjahr waren es 1263.

         
         

        Werden kombinierte Klassen besonders unterstützt?

        Ja. Kombinierte Klassen erhalten in der Regel bis zu fünf zusätzliche Lehrerstunden zur Differenzierung. In diesen Stunden werden die Schüler in Gruppen unterrichtet. Wenn es möglich ist, wird auch ein Förderlehrer - dies sind Lehrkräfte, die ausschließlich ergänzend zum Klassenlehrer eingesetzt werden - in dieser Klasse mitwirken.

    • Kontakt

      • Grund- und Mittelschule Hummeltal
      • 09201-9401 fax 09201-95025
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      • Marco Roder, Schulleiter Bernd Lautner, stellv. Schulleiter
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